Ichier » private » wort » Lyrik im 30. Jhd.

Lyrik im 30. Jhd.


Die Textsammlung trägt nicht etwa einen so modern, gar futuristisch klingenden Namen, weil sie in Form oder Inhalt derartig Neues hergibt, sondern aufgrund der Eigenart oder Unsitte, daß fast alle darin vorkommenden Werke am Computer entstanden sind, was, abgesehen von der Schreibsituation (viereckiger leuchtender Kasten, darin schwebende Worte, Glaskugelatmosphäre), die sicherlich, vor allem stimmungsbezogen, ihren Teil dazu beigetragen hat, daß die Texte so sind wie sie jetzt sind, keinen Unterschied zum Papier darstellt.


Anbei möchte ich einen, wie ich glaube schwierigen, dem Epigram nahekommeneden Text hier etwas erhellen:
Das Leben einer Kaffeemaschine besteht darin, jeden morgen eine undankbare Kanne Kaffee zu kochen und eventuell im Laufe des Nachmittags noch eine weitere. Sie ist also Ausdruck eines kopflosen "Robotten", einer Monotonie des Alltags und des Leistungsdenken unserer Welt, des indirekten Zwangs. Daraus ergibt sich dann leicht Handlung, Erzählsicht und in aufklärerischer Manier eine individuelle Konsequenz (in Form von Tat oder Ideologie) für den weiterdenkenden Leser.
Niko Topp 23.1.98


-------------------------------------------------------------------------------

Lyrik im 30. Jhd.


Lichtung

Ich liege auf einer Umgangswiese,
wie nur Weise
sie umgehen können. Wieso,
frage ich mich, überweisen
sie mir nicht ihre Weisheit,
anstatt mich ihrer zu verweisen?
Und das in einer Umgangsweise,
also weißte!

(7.1.97)


"Also nee!" sagte die Kaffemaschiene und explodierte. Zum Glück werden wir niemals erfahren, welchen Sinn diese Handlung hatte.


Es rumort
der Tumor
vergnügt im Hirn.
Fehlend jetzt ist der Humor.


(deinetwegen hört sich kacke an!)

Schön war es, allein
zu sein
immer
war es schön
auch jetzt ist es schön
nur nicht mehr ganz so
wegen dir
aber sogesehen auch wieder
aber anders
eben nicht des Alleinseins wegen.


Ein Schwert hat heute auf der Straße nichts zu suchen.
Außer vielleicht einen Schleifstein.
Den kann es auch gut gebrauchen,
wenn es nämlich zum Beispiel ein Brot abschneiden will, oder ein Stück Wurst, oder einen Kopf oder einen Ast.
Mit dem Stein kann man natürlich auch werfen.
Wer weiter wirft hat dann gewonnen.


Sinnlos sein ist fein.
Sinnvoll sein ist toll.
doch was erfüllt dich mehr?

17.2.:

ich finde Dich
sehr selten nicht
in meinem kopf.
das soll keine kritik sein,
denn ich mag es, wenn Du bei mir bist.
und dennoch hab ich Dich schon oft vermißt.


es Tickt

Zeit
ist mir egal, hauptsache, ich bin glücklich.
das geht aber nicht, weil ich zuwenig
Zeit
habe, das zu machen, was ich will.


Ich liebe die Nacht
Ich liebe den Morgen
Erst zu Mittag kommen die Sorgen
So viel, das ich noch muß besorgen

Meine Gittarren sind nicht da,
ich habe Kopfweh;
und möchte singen.

Doch meine Gittarren sind nicht da,
das kann nicht gut klingen
iss schon gut, ich laß es eh.
24.2.97

Next Generation

Aus einem finstren Hauseingang, eine Kinderstimme: "Wenn du da reingehst kommen Monster!"
Ich frage mich dann immer, ob es sich um ein Computerspiel handelt, oder ob da tatsächlich noch richtige Kinder existieren.



lyrisches Gedicht (26.10.´95)

Ich wandle durch die Stadt
und denke nichts.

Ich sehe nichts
Ich höre nichts
Ich denke nichts

Ich fühle nichts
Ich rieche nichts
Ich sehe nichts
Ich höre nichts
Ich denke nichts.

Ich wandle durch die Stadt
und - Alltag.


2nd Version: (für Depris..)


Nichts als Nichts

Ich wandle durch die Stadt
und denke Nichts.

Ich sehe Nichts
Ich höre Nichts
Ich denke Nichts

Ich fühle Nichts
Ich rieche Nichts
Ich sehe Nichts
Ich höre Nichts
Ich denke Nichts.

Ich wandle durch die Stadt
und - Nichts.


Dies ist ein Gedicht
und dies Gedicht das hat kein Licht
Denn ein Gedicht hat kein Licht nicht
Was wäre ein Gedicht mit Licht?
Ein wiederlicher Wicht mit Gicht!

Auch hat es keinen Ton, mein Sohn
Gedicht mit ton, was wär das schon?
Ein Hohn!
dann gibts kein Lohn

Dies Gedicht dicht ich für Dich
weil anderes viel hab ich nich 2.3.97


17.4.97 Außerdem schläfst du bestimmt schon...

Ich rufe dich nicht an,
weil ich mich dann morgen
viel mehr auf dich freue.

gerade nachts am Wasser langgelaufen
nach Theater
mit Volker und Laura
tolle Pläne
kein Bock auf Schule
keine Zeit
laß ma was machn!


eigenlich ist es eine Unsitte mehr als ein Gedicht auf eine Seite zu machen
gerade deswegen mag ich es irgendwieso

...und weil sie irgendwieso alle zusammengehören


ich freue mich auch so
viel mehr auf dich
ich hab dich aber auch noch nicht angerufen.

...außerdem schläfst du immer noch


Kirschen sind lecker. hoffentlich eß ich nicht soviele, daß ich morgen keine Pfannekuchen mehr machen kann...


Tolles Bild:
DDR, 1.Mai anno dazumal, Transparent: "Wir fordern entmillitarisierung in Westdeutschland!" und vorbei marschieren dicke Paradetruppen. PW kann auch mal ganz cool sein.

zurück